Bei Skandinavien kommt einem nicht unbedingt übermäßig viel Sonnschein bei angenehmen sommerlichen Temperaturen als erstes in den Sinn. Der Frühsommer 2024 sollte unsere Erwartungen nicht enttäuschen!
Der 9. Euro Fly-Out verlangte den Piloten in Sachen Flugplanung etwas mehr ab, als in den meisten Jahren zuvor. Dafür wurden wir - orchestriert von echten Profis am Boden - mit ungeahnten fliegerischen Freiheiten in vermeintlich komplizierten Lufträumen entschädigt. Fliegen von seiner angenehmen Seite!
Doch zuvor Deutschland: Abflug mit 10 Minuten (!) Verspätung zum ersten gemeinsamen Zwischenstopp auf Sylt. Schon an diesem Morgen stellte sich uns die Frage: On Top oder Low Level durchs Rheintal und wie sollte des danach am Besten weitergehen? Die Antwort: Drüber, drunter und zwischen den morgendlichen Regenschauern hindurch.
Unsere Sparfüchse der FA und EK Crews legten unterwegs noch schnell einen MOGAS-Zwischenstopp bei den netten Fliegerkollegen in Heide-Büsum ein, bevor es nach Sylt weiterging.
In Sylt angekommen waren die Räder noch nicht zum Stillstad gekommen und schon gab es den ersten Lehrvortrag des Tower-Lotsen zu vermeintlich obligatorischen „langen Landungen“ auf Sylt. Die AIP schwieg dazu, der Lotse tat es nicht! Zumindest wurde unser Funkverkehr durch keinen einzigen weiteren Flugverkehr gestört. Willkommen auf einem norddeutschen Regionalflughafen.
Die Abfertigung am Flugplatz war ähnlich spröde, wie der Empfang nach der Landung. Es konnte nur besser werden – und das wurde es dann zum Glück auch.
Die freundliche Taxifahrerin hatte eine gute Idee: Statt des Italieners in Flughafennähe wäre die Sansibar der einzig wahre Ort, um das volle kulinarische Angebot der Insel zu erkunden. Außerdem sei die Fahrt in ihrem Großraumtaxi eine gute Möglichkeit, unserem kurzen Zwischenhalt auch eine touristische Note zu verleihen. Vielleicht waren es die winkenden lukrativen Fuhren oder etwaige enge Beziehungen zum Barbesitzer: Der Tipp war ok und so haben wir in gut vier Stunden einen ganz ordentlichen Eindruck von der Insel mitnehmen können. Wozu allerdings Eintrittsgebühren zum Strandbesuch erhoben werden, ist uns bis heute noch immer schleierhaft.
Für unseren Weiterflug nach Göteborg/Säve gab es an diesem Tag keinen Grund zur Eile. Eine abziehende Kaltfront mit Regen im Gepäck musste zunächst noch unsere Flugroute passieren. Schwimmwesten an und los ging’s! Über Süddänemark, die malerischen Küstenlandschaften Mitteljütlands und die Insel Læsø nach Säve/Göteborg in Schweden. Kontrollzonen, C/D-Lufträume und Restricted Areas waren, dank der stets freundlichen Freigaben, kein Hindernis auf unserem Flug. Und die abziehenden Kaltfront hinterließ uns auch noch klare Luft mit guten Sichten.
Ähnlich unspektakulär wie der Transit durch den dänischen Luftraum verlief dann der Anflug auf unseren schwedischen Zielflughafen nordwestlich Göteborgs. Parken, Tanken und wenige Augenblicke später saßen wir in den Taxen zu unserem Hotel in der Innenstadt. Grenzformalitäten: Fehlanzeige – Schengenraum sei Dank. Ein langer Fliegertag fand beim abendlichen „Debriefing“ (Fliegerlatein) im Restaurant seinen Ausklang.
Der eigentliche Grund zum Besuch Göteborgs war das am Säve Flughafen beheimatete „Aeroseum“. Doch zuvor wollten wir nicht die Chance verpassen, am Morgen noch ein wenig Göteborg zu erkunden. Zu Fuß waren es nur wenige hundert Meter zum Haga Viertel, der Göteborger Altstadt. Cafés, Restaurants, Shops und natürlich die berühmten schwedischen Kanelbullar Zimtschnecken standen auf dem Programmzettel. Auf dem Rückweg zum Hotel unternahmen wir noch einen kleinen Abstecher zur „Feskekörka“, dem Ende letzten Jahres wiedereröffneten Wahrzeichen der Stadt. Die „Körka“ war nie wirklich eine Kirche, sondern diente von Anbeginn als Markthalle und Fischrestaurant.
Das „Aeroseum“ befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des heutigen Flughafengebäudes. Säve war zu Zeiten des Kalten Krieges einer der wichtigsten schwedischen Luftwaffenstützpunkte. Die Besonderheit waren die geheimen, atombombensicheren Bunkeranlagen, in denen die Kampfjets beheimatet waren. Aus der Bunkeranlage konnten die einsatzbereiten Flugzeuge direkt zur Startbahn rollen.
Heute dient das 22000 qm umfassende Tunnelsystem als einzigartiges Luftfahrtmuseum. Neben unzähligem militärischen Luftfahrtgerät, gibt es viele Exponate aus der zivilen Luftfahrt sowie umfangreiche Infos zur Luftfahrtgeschichte zu bestaunen. Probesitzen im Kampfjet ist in diesem Museum „strengstens erlaubt!“. Danach kam uns das Platzangebot unserer Flugzeuge recht großzügig bemessen vor.
Wasser von oben und Wasser unten. Der nächsten Kaltfront folgend, die sich Richtung Nordosten verlagerte, flogen wir am späten Nachmittag weiter nach Stockholm – genauer Nyköping, 90 km südwestlich der Stadt gelegen. Regenschauer mit fast kitschig wirkenden Regenbögen wechselten sich mit den Seen der südschwedischen Regionen Vastragotaland, Ostergotland und Sodermanland ab. Dazwischen immer wieder die typischen blutroten Holzlandhäuser, die die grünen Landschaften verzierten.
Und wieder waren es total entspannt wirkende Fluglotsen, die uns an diesem Donnerstag alle schwedischen Lufräume nach unseren Wünschen freigaben. Zum Schluss gab es sogar noch eine kostenfreie Luftwaschstraße für unsere Flugzeuge, da uns Nyköping/Skavsta Flughafen mit einem ordentlichen Regenguss empfing. Ein Regenschirm beim anschließenden Tanken hätte ohne Übertreibung eingesetzt werden können – so wir einen solchen gehabt hätten.
Pünktlich, sauber, zuverlässig: da fehlen selbst dem notorischem Kritiker am ÖPVN System die Argumente. Knapp eine Stunde benötigt die Bahn bis mitten in die Stockholmer Innenstadt. Am 3. Tag unseres Trips stand die Erkundung der schwedischen Hauptstadt im Mittelpunkt. Das wegen seiner vielen Kanäle und Brücken als Venedig des Nordens bekannte Stockholm bietet allen etwas Interessantes. Ob Königspalast, Hafenbezirk, Stadtrundfahrt oder ein Besuch eines der zahlreichen Museen – der Tag war sehr kurzweilig. Abends bot die nüchtern eingerichtete Hotelbar sogar noch ein weiteres Highlight: Auftaktspiel der EM 2024 Schottland : Deutschland mit einem Spielausgang nach Maß.
Am 4. Reisetag gab es eine überraschende Abwechslung im Wetterkanal: Statt einer abziehenden, war es an diesem Samstag eine schnell heranrückende Kaltfront, die bis zum späten Vormittag unser nächstes Etappenziel Kopenhagen mit heftigen Regenschauern und Sturmböen erreichen sollte.
Morgens um 7 Uhr wirkte der ohnehin wenig genutzte Flughafen Skavsta fast gespenstisch ruhig. Dabei wäre es wohl auch geblieben, hätten wir nicht am Vorabend vorsichtshalber nochmals gecheckt, wie wir eigentlich früh morgens zu unseren Flugzeugen kommen wollen – die verschlossenen Türe und Tore am Flughafen versprachen nichts Gutes. Eine Crew der zufällig gelandeten Coast Guard Maschine wusste Rat. Der „über-den-Zaun“ Dialog führte uns zur Rufnummer des Sicherheitsdienstes, der uns dann tatsächlich zu früher Stunde das verschlossene Tor zu unseren Fliegern öffnete.
Just in Time: Bevor der Himmel über Kopenhagen seine Schleusen weit öffnete, gelang die Landung in Roskilde bei Kopenhagen ohne nennenswerte Probleme. Der vorhergesagte Cross-Wind ließ sich noch etwas Zeit. Kaum den Bahnhof gegenüber dem Tivoli verlassen regnete es Katzen und Hunde. Die am Kiosk erstandenen Billigregenschirme erfüllten voll ihren Zweck. Die nächsten Stunden haben wir dann lieber im amerikanischen Restaurant verbracht und dabei dem regnerischen Treiben auf der Straße zugesehen.
Der Nachmittag bot genügend Zeit, um die Topp Sehenswürdigkeiten Kopenhagens zu bestaunen. Auch das Wetter hatte ein Einsehen und schloss die Regenschleusen für einen angenehmen Kopenhagen-Rundgang. Ob Nyhavn, das mit seinen bunten Häuser längst zum Wahrzeichen der Stadt geworden ist oder die Meerjungfrau, die man eigens für uns mit einem landenden Wasserflugzeug im Hintergrund stilecht aufgewertet hatte; Rosenborg Schloss, Designmuseum oder der wegen seiner Wendelrampe für Pferdegespanne einzigartige „Runde Turm“: Die Zeit war fix verflogen.
Am Sonntag ging’s dann vormittags zurück nach Deutschland. Der Sprit für den Weg nach Langenlonsheim würde nicht ganz reichen. Also noch schnell eine Zwischenlandung bei ordentlich Seitenwind in Bad Pyrmont eingelegt. Die freundlichen Fliegerkollegen des örtlichen Luftsportvereins waren sofort zur Stelle, um das gewünschte Nass für unsere Flieger aufzufüllen.
Die erhoffte Snackpause musste jedoch leider ausfallen – der Flugplatzkneipenwirt hätte erst nachmittags für uns Zeit gefunden – schade.
Das Wetter wollte uns nicht ganz ohne Hindernisse nach Hause fliegen lassen. Auch auf diesem finalen Trip waren die Regenschauer unsere ständigen Begleiter – aber immerhin ging die abschließende Flugzeugreinigung in Lalo dadurch etwas schneller von der Hand.